Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
in dieser Lektion möchten wir das bisher Erlernte anhand praxisnaher Beispiele vertiefen. Solche Situationen begegnen Ihnen als Sicherheitsbeauftragte häufig im betrieblichen Alltag. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Sie mit fachlicher Kompetenz, guter Kommunikation und dem nötigen Fingerspitzengefühl handeln können.
Praxisfall: Kommunikation mit Kollegen (Lektion 5)
Situation:
Ein Kollege trägt bei der Arbeit mit Chemikalien wiederholt keine Schutzbrille. Auf Nachfrage antwortet er: „Ich mache das seit Jahren so, da passiert schon nichts.“
Vorgehen des Sicherheitsbeauftragten:
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Das Gespräch ruhig und unter vier Augen führen.
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Verständnis für die Erfahrung zeigen, aber auf die Verantwortung für Gesundheit und Sicherheit hinweisen.
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Die Pflicht zum Tragen der PSA sachlich erklären.
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Möglichkeit zur gemeinsamen Schulung anbieten.
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Positives Verhalten bei anderen Kollegen hervorheben.
Wichtig: Kommunikation immer auf Augenhöhe, ohne Schuldzuweisungen führen.
Praxisfall: Defekte Leiter (Lektion 6)
Situation:
Ein Mitarbeiter meldet eine beschädigte Leiter, die trotzdem noch genutzt wird.
Vorgehen:
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Sofortige Sperrung der defekten Leiter.
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Dokumentation des Mangels.
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Information an die verantwortliche Führungskraft und Fachkraft für Arbeitssicherheit.
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Beschaffung einer neuen, normgerechten Leiter einleiten.
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Im Arbeitsschutzausschuss das Thema präventiv besprechen.
Lernpunkt:
Sicherheitsbeauftragte handeln präventiv und lösungsorientiert.
Praxisfall: Gefahrstoffe unsachgemäß gelagert (Lektion 7)
Situation:
Lösungsmittel werden außerhalb des gekennzeichneten Gefahrstofflagers abgestellt.
Vorgehen:
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Sofortiges Ansprechen der Lagerpraxis.
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Auf die Gefahr von Brand, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren hinweisen.
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Sicherheitsdatenblatt des Stoffes prüfen.
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Rücksprache mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit.
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Gemeinsame Schulung zum Thema Gefahrstofflagerung anregen.
Merke: Gefahrstoffe gehören ausschließlich in vorgeschriebene Sicherheitsbereiche.
Praxisfall: Beschwerden am Bildschirmarbeitsplatz (Lektion 8)
Situation:
Mitarbeiter klagt über Nacken- und Kopfschmerzen bei Bildschirmarbeit.
Vorgehen:
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Den Arbeitsplatz begutachten:
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Höhe und Position des Monitors
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Sitzhaltung, Stuhlhöhe, Tischhöhe
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Beleuchtung und Blendung prüfen
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Ergonomische Anpassungen veranlassen.
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Betriebsarzt ggf. hinzuziehen.
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Bewegte Pausen und Wechsel zwischen Sitz- und Steharbeit empfehlen.
Lernpunkt:
Kleine Anpassungen können große Wirkung haben.
Praxisfall: Lärm und PSA (Lektion 9)
Situation:
In einer Produktionshalle klagen Beschäftigte über zunehmende Lärmbelastung.
Vorgehen:
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Messung der Lärmbelastung durch Fachkraft für Arbeitssicherheit veranlassen.
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Technische Lärmminderungsmaßnahmen prüfen (z. B. Einhausung, Dämpfung).
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PSA (Gehörschutz) anpassen und regelmäßige Nutzung kontrollieren.
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Unterweisung zur korrekten Anwendung von Gehörschutz durchführen.
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Langfristig Maßnahmen zur Lärmreduktion vorschlagen.
Merke: PSA ist nur die letzte Stufe – zuerst technische und organisatorische Lösungen anstreben.
Praxisfall: Heben und Tragen
Situation:
Beschäftigte heben schwere Kartons ohne Hilfsmittel.
Vorgehen:
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Beobachtung der Hebetechnik.
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Mitarbeiter auf ergonomisch korrektes Heben hinweisen.
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Lastenheber, Transporthilfen oder Anpassung der Arbeitsorganisation vorschlagen.
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Unterweisung zur richtigen Hebetechnik durchführen.
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Dokumentation in der Gefährdungsbeurteilung aktualisieren.
Lernpunkt:
Richtige Arbeitsorganisation verringert Rückenbelastungen und Ausfallzeiten.
Zusammenfassung
Als Sicherheitsbeauftragte sind Sie häufig in Situationen, die Fingerspitzengefühl, Fachwissen und Kommunikation auf Augenhöhe erfordern.
Durch praxisnahe Lösungsansätze können Sie aktiv zur Sicherheit und Gesundheit im Betrieb beitragen.